Die diesjährige Sondermann-Gala war ein voller Erfolg. Ganz Österreich war anwesend, um der Verleihung des Hauptpreises (dotiert mit 5.000 Euro) an Nicolas Mahler und des Förderpreises (dotiert mit 2.000 Euro) an Stefanie Sargnagel beizuwohnen.
Durch den Abend führte der zwischendurch seinen Hut wechselnde Andreas Platthaus (er trug vor und nach der Pause Hut, aber nachher einen anderen als vorher). Ganz austriakisch spielte das Musiker*innen-Trio aus Markus Neumeyer, Ingrid El Sigai und Frank Wolff einen Walzer nach dem anderen, das Publikum in der Brotfabrik reagierte mit rhythmischem Beben. Nach einer Kurzvorstellung der erstmals auch auftretenden Sondermann-Stipendiat*innen Paula Irmschler und Adrian Schulz (das bin ich, der Autor dieser Zeilen), die ihrer Generation entsprechend launig-mürrisch einen floskelgespickten Praktikumsbericht ablieferten, fasste Festredner Patrick Bahners im Hauptvortrag „Der Berg ruft zurück“ die alpinen Referenzen im Sondermann-Oeuvre bündig zusammen.
Bild: In diesem Moment hatte die Sängerin Ingrid El Sigai ihren Mund geschlossen.
Laudator Tim Wolff, einer der „vielen Ex-TITANIC-Chefredakteure“ (Platthaus), übertraf sich fast selbst, als er seine Rede auf einen Satz herunterzukürzen und spontan die Bühne zu verlassen ansetzte, diese reichlich theatrale Geste aber kurzerhand doch wieder unterband. Denn der „alte weiße Mann“ (Wolff über sich selbst) hatte doch einiges zu sagen über die junge, erfolgreiche Frau aus Österreich, die, so Wolff, den Sondermann-Verein mehr fördere als er sie. Als Meisterin der kurzen Form, als Gönnerin und Könnerin würdigte Wolff die Cartoonistin und Autorin, die, sichtlich ungerührt, ihre neuesten Posts übers Bahnfahren und Hotelessen auf Lesereise vortrug, über Männer, Prostata, Deutschland und Österreich.
Bild: Förderpreisträgerin Sargnagel mit ihrem Scheck.
Der aktuelle TITANIC-Chefredakteur Moritz Hürtgen trug einige Gedichte aus seinem aktuellen Buch „Angst vor Lyrik“ vor und bewarb es nonchalant zum Kauf. Hans Zippert (Vorsitzender des Sondermann-Vereins) gab seinen diesjährigen Weltnachrichtenüberblick über Brötchen und die sonstige Lage und ehrte den ersten Ehren-Sondermanns Claus Wisser mit einer Ehrenmitgliedschaft. Danach war es genug mit der Ehre bzw. ging es damit erst richtig los, denn: Der Hauptpreisträger Nicolas Mahler wurde von Laudator und auch Ex-TITANIC-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt in seiner Eigenschaft als „Meister der Linie“ (Schmitt über Mahler) eingeführt und sprach schließlich selbst, zeigte seinen Weg vom Underdog-Selbstverleger und Verwalter von Comicheft-Automaten zu einem der klügsten Zeichner der Gegenwart, der zwischen Suhrkamp-Hochkultur und Satiresumpf agil changiert.
Bild: Der Hauptpreisträger Nicolas Mahler mit Gabriele Roth-Pfarr vom Sondermann-Verein und Scheck
Falls Sie diesen Bericht lesen und selbst auf der Gala waren, wissen Sie ja ohnehin schon, was dort passiert ist, und wissen es vermutlich für sich selbst viel besser als ich, denn ich kann ja weniger gut für Sie Ihr Wissen wissen, das müssen Sie schon selbst machen, außer, Sie haben ein schwaches Gedächtnis, was natürlich total okay wäre; ich weiß es für mich gut und für Sie ein bisschen (s.o.). Falls Sie diesen Bericht lesen und selbst nicht auf der Gala waren, müssen Sie unbedingt auf die nächste gehen; ich weiß zwar noch nicht, was genau dort passieren wird (das wäre zu viel verlangt), bin aber sicher wie das Feuer der Erde, dass es oberaffengeil wird, wie wir jungen Leute sagen. Sonder and out.
Alle Bilder: Alexander Golz