Der erste Stammtisch im neuen Jahr findet statt am 14.02.2018 um 20.00 Uhr in der Gaststätte „Zur Stalburg“, Glauburgstr. 80, 60318 Frankfurt. Der Sondermannverein heißt alle herzlich willkommen!
Neues
Gala-Nachklapp von Sondermann-Preisträger Hans Traxler
Frankfurt a. Main, den 11.11.2017
Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Familie Pfarr!
Heute wäre Bernd Pfarr 59 Jahre alt geworden. Wenn es auf der Welt mit rechten Dingen zuginge, müsste er jetzt hier an meiner Stelle stehen und den, sagen wir, „Birne-Kohl-Gedächtnis-Preis“ oder den „Hänsel- und Gretel-Preis“ verliehen bekommen, den meine Nachfahren gestiftet haben. Statt dessen ist er 2004 mit 45 Jahren gestorben.
Zum Ausgleich für diese himmelschreiende Ungerechtigkeit hat der liebe Gott oder der, den wir dafür halten, Bernd mit einem Riesentalent begabt. Damit hat der in den 30 Arbeitsjahren, die ihm zugemessen waren, ein Werk hingelegt, das in seiner Vollendung und Geschlossenheit nicht seinesgleichen hat. Und was noch wichtiger ist, seine gezeichnete und gemalte Parallelwelt hat in den Jahren, die seither vergangen sind, nichts von ihrer Strahlkraft und Komik eingebüßt. Ich prophezeie, diese Nachhaltigkeit wird uns alle hier im Saal überdauern. Und damit ist doch, wenn man es genau betrachtet, die himmlische Gerechtigkeit wieder hergestellt.
Nun aber zurück auf die Erde.
Hans Traxler
Daniel Sibbe: „Mein Vorbild Sondermann…“ (2)
Der diesjährige Sondermann-Stipendioat Daniel Sibbe führt uns wieder in eine bessere Zeit – die Prä-Nullerjahre!
MEIN VORBILD SONDERMANN… und was daraus wurde (Folge 2)
Kindheit und Jugend (II)
Mein alter Geschichtslehrer Dr. Volk war ein echtes Unikat. Unvergessen bleibt mir der Tag, an dem sich der Historiker aufgrund einer unglücklichen Stundenplangestaltung mitsamt seinem Oberstufenkurs in einer vermeintlich viel zu beengten Räumlichkeit wiederfand, die es ihm nach eigener Ansicht unmöglich machte, seine mit allerlei Karten- und Dokumentationsmaterial generalstabsmäßig geplante Stunde zum Thema „Legitimation des deutschen Eroberungskrieges im Osten in der nationalsozialistischen Kriegsrhetorik“ abzuhalten. Mit uns im Schlepptau preschte er daraufhin ohne Rücksicht auf Verluste laut polternd auf der Suche nach einem geeigneten Klassenzimmer durch die gesamte Schule. Noch heute gelten jene 45 Unterrichtsminuten als Lehrbeispiel für die schülernahe, handlungsorientierte Darstellung vom „Volk ohne Raum“.
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Wenn man als Jugendlicher spät abends nach Hause kommt, die Eltern einem noch eine gute Nacht wünschen und man daraufhin Rotz und Wasser heult, weil: man sei jetzt zwei Jahre in Indien gewesen, und alles, was man bei seiner Rückkehr zu hören bekäme, sei „gute Nacht“, lässt man fortan besser die Finger von psychedelischen Pilzen.
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Eine höchst amüsante Wendung dagegen nahm vor vielen, vielen Jahren ein bis dahin an sich recht dröges Familientreffen während des traditionellen abendlichen Tabu-Spiels. Bei dem mit den Worten „Davor haben alle Frauen Angst!“ umschriebenen Ratebegriff „Cellulite“ entfuhr meiner Schwester laut „Analverkehr!“, woraufhin die Runde in schallendes Gelächter ausbrach; abgesehen von meinem Schwager, der fortan wie ertappt beschämt zu Boden blickte – der Arsch!
(Fortsetzung folgt)
Grippe? Glühwein? GroKo? Sondermann ist übel!
Sah er von den unharmonischen Geräuschen und herben Gerüchen des gemeinhin als unschön empfundenen Vorgangs ab, konnte Sondermanns Chef nicht umhin, dieses kraftvolle Würgen des aus sich heraustretenden und damit in größter Lebendigkeit sich dem göttlichen Willen unterwerfenden Sondermannschen Organismus als höchst poetisches Geschehnis zu erachten.
Freilich hoffte er, daß Sondermann gleich wieder frisch ans Werk gehen könne.
Daniel Sibbe: „Mein Vorbild Sondermann…“ (1)
Daniel Sibbe ist Sondermann-Stipendiat 2017. Auf sondermannverein.org lässt „der älteste Praktikant aller Zeiten“ (Titanic-Chefredakteur Tim Wolff) sein Leben in letzten autobiografischen Zügen noch einmal regelmäßig an sich vorbeiziehen.
MEIN VORBILD SONDERMANN… und was daraus wurde (Folge 1)
Kindheit und Jugend (I)
Aufgewachsen in einem westfälischen Wallfahrtsstädtchen, wurde mir durch das Bestreben meiner protestantischen Mutter, sich ihren konfessionellen Makel nicht anmerken zu lassen, von klein auf eine Erziehung im streng katholischen Sinne zuteil. Allsonntäglich redete sie spätestens beim Geläut der Glocken vehement auf ihren Ehemann ein, mit mir die heilige Messe zu besuchen, und stellte ihn so jedes Mal vor das Dilemma Kirchgang versus Frühschoppen.
Bis eines Tages mitten in der Eucharistie das Böse in Gestalt einer körperlichen Unpässlichkeit in mich fuhr; mir wurde schwarz vor Augen, ich bekam weiche Knie und rumpelte mit letzter Kraft an den verdatterten Gläubigen vorbei ins Freie, wo ich schließlich auf dem Kopfsteinpflaster des Kirchplatzes lang hinschlug. Ohne Umschweife exorzierte mich mein Vater daraufhin in seiner nahegelegenen Stammkneipe mit einem großen Glas Malzbier und stärkte seinen durch die kräftezehrenden Strapazen der Teufelsaustreibung geschwächten Körper noch mit dem einen und anderen Pils, bevor es wieder nach Hause an den bereits gedeckten Tisch ging.
Fortan kollabierte ich Sonntag für Sonntag zumeist schon auf dem Hinweg zur Kirche, wurde auf bewährte Art und Weise von meinem Vater inmitten von Bierdunst und Zigarettenqualm beschworen und entwickelte mich so ganz zur Freude meiner Mutter zu einem guten Christenmenschen.
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Über Mozart weiß man ja mittlerweile allerhand unnützes Zeug. Von wissenschaftlicher Relevanz dürfte dagegen meine Vermutung sein, dass der Bub ohne allzu engen Kontakt zu seinen Großmüttern aufgewachsen ist. Denn hätte er wie ich jedes Weihnachten das abendliche Gezeter einer bereits mit Buttercremetorte und „Eckes Edelkirsch“ bei Laune gehaltenen Oma über sich ergehen lassen müssen, der Junge (ich) möge doch gefälligst etwas auf dem Klavier vortragen, wofür beteilige sie sich denn mit einem hübschen Sümmchen ihrer kärglich bemessenen Rente an meiner musikalischen Erziehung, um dann nach wenigen von mir gespielten Takten zu keifen, nun reiche es aber auch mit dem unsäglichen Geklimper, und man könne es wohl kaum noch abwarten, sie unter die Erde zu bringen – wer weiß, ob aus dem Salzburger Wunderknaben nicht doch ein recht bedeutungsloser Luftikus geworden wäre?
(Fortsetzung folgt)
Sondermann stipendiert
In jährlicher Folge ermöglicht der Verein einem jungen Autor oder Zeichner aus dem Bereich der Komischen Kunst einen Arbeitsaufenthalt in Frankfurt.
Der Sondermann-Stipendiat des Jahres 2017 ist der jung(geblieben)e „Nostalgiewichser“ (Titanic 10/16) Daniel Sibbe! Seit Ende September unterstützt der Sondermann e.V. ihn bei einem dreimonatigen Praktikum in der TITANIC-Redaktion.
Sibbe, geboren 1973 in Werl, lebt in Dortmund und ist austherapierter Sonderpädagoge. Er schreibt regelmäßig für TITANIC und titanic-magazin.de, das Wuppertaler Stadtmagazin ITALIEN sowie in seiner Kolumne „Sibbe sabbelt“ für den Soester Anzeiger.
Das war die Sondermann-Gala 2017
Geld, Gstanzln und geinerlei Emotionen – in der ausverkauften Frankfurter Brotfabrik erlebte das Publikum am Abend des 11.11. eine Monstergala der absoluten Spitzenklasse: Hans Well und seine Wellbappn zeigten auf ca. 37 Instrumenten, wie man in Bayern unzünftig die Sau rauslässt. Bernd Pfarrs Cartoons waren zu sehen, Hans Zippert rechnete mit den ehemaligen Vereinsmitgliedern Harvey Weinstein und Martin Schulz ab und belobte die sensationell komische Förderpreisträgerin Kathrin „Coldmirror“ Fricke. Bernd Eilert berichtete von seinen Verstrickungen als Literaturpreisgeber und -nehmer, sodann wurde dem Hauptpreisträger Hans Traxler durch Patrick Bahners (Richter), Martina Gerhardt (Anklage) und Bernd Eilert der Komikprozess gemacht, welchen dieser freilich spielend gewann. Äußerlich unbewegt, innerlich zutiefst erschüttert, sackte der 88jährige aus den Händen von Kassenwärterin Gabriele Roth-Pfarr stolz den stolzen Preis ein und verlas eine Geschichte aus seinem im nächsten Jahr erscheinenden Buch „Sniffler – der englische Dachshund“. Dem langjährigen Vereinspräsidenten Leo Fischer wurde für seinen unermüdlichen Einsatz gedankt, der diesjährige Sondermann-Stipendiat Daniel Sibbe wurde gelobt, dann erklang die Abschiedshymne „Sondermann Superstar“ und die aufzeichnenden Sender SWR und HR gaben zu verstehen, dass nach 75minütigem Überziehen jetzt aber auch wirklich mal gut sei.
(Bericht: Oliver Maria Schmitt, Fotos: Silke Waas)
„Großartiger Satireabend!“
http://www.fr.de/frankfurt/sondermann-preis-hans-traxler-ist-kult-a-1385965
Presseschau (aktualisiert am 9.11.17)
„Journal Frankfurt“ freut sich auf die Sondermann-Gala: „Es wird ein Fest.“
https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Kultur-9/Sondermann-Preisverleihung-in-der-Brotfabrik-Komik-ist-harte-Arbeit-30732.html
Die „Frankfurter Rundschau“ berichtet über den diesjährigen Sondermann-Preisträger Hans Traxler.
http://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-hans-traxler-erhaelt-sondermann-preis-a-1370328
Sondermann-Gala 2017
Hans Traxler erhält Sondermann-Preis
Auszeichnung für sein Lebenswerk / Förderpreis für Kathrin Fricke
Der Sondermann e.V., die Vereinigung zur Bewahrung des Werks von Bernd Pfarr und zur Förderung der Komischen Kunst, verleiht ihren diesjährigen Sondermann-Preis dem Frankfurter Maler, Zeichner, Autor und Illustrator Hans Traxler. Die Auszeichnung wird am 11. November 2017, dem neunundfünfzigsten Geburtstag des Künstlers Bernd Pfarr, in der Frankfurter Brotfabrik im Rahmen einer Gala verliehen und ist mit 5000 Euro Preisgeld verbunden. Der „Sondermann“, der Oscar der Komischen Kunst, gehört damit zu den höchstdotierten Ehrungen, die in Deutschland in dieser Sparte vergeben werden. Der 1929 in Böhmen geborene Hans Traxler wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mit der Arbeit für die Satirezeitschriften „Pardon“ und die von ihm mitbegründete „Titanic“ prägte Traxler die deutsche Satire genauso wie mit zahlreichen Buchpublikationen seit „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“ (1963) und seinen Magazinveröffentlichungen unter anderem für die „Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Eine weitere wichtige Werkgruppe des Illustrators stellen Bilderbücher dar, darunter Klassiker des Genres wie „Fünf Hunde erben eine Million“, „Aus dem Leben der Gummibärchen“ und „Paula die Leuchtgans“. Besonders bekannt wurde die 1980 gemeinsam mit Pit Knorr entwickelte und von Traxler gezeichnete Darstellung des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl als „Birne“.
Der diesjährige Sondermann-Förderpreis in Höhe von 2000 Euro wird an die 1984 geborene Videokünstlerin Kathrin Fricke vergeben, die unter dem Pseudonym „Coldmirror“ einen eigenen YouTube-Kanal betreibt und auch als Rundfunk- und Fernsehmoderatorin für die Sender You FM und Einsfestival erfolgreich ist. Frickes ursprünglich aus dem Geist der Fantasy-Fanszene entstandenes humoristisches Rollen- und Vexierspiel hat eine fiktive Persönlichkeit hervorgebracht, die in bewusst dilettantisch inszenierten Sketchen und mit provokativer Sprache auftritt, ihre Videos werden millionenfach geklickt. Die Verleihung des Förderpreises an Fricke findet ebenfalls am 11. November 2017 in der Frankfurter Brotfabrik statt.
Zu den bisherigen Trägern des nach Bernd Pfarrs gleichnamiger Figur benannten Sondermann-Preises für Komische Kunst zählen unter anderen die Cartoonisten Michael Sowa, Christoph Niemann, Ernst Kahl und Hilke Raddatz sowie zuletzt der Schriftsteller Thomas Kapielski. Der Förderpreis ging im vergangenen Jahr an den Satiriker Jan Böhmermann.