Daniel Sibbe: „Mein Vorbild Sondermann…“ (5)

Daniel Sibbe, Sondermann-Stipendiat 2017, mit einer exklusiven Werkschau.

MEIN VORBILD SONDERMANN… und was daraus wurde (Folge 5)

Von Berufs- und Irrwegen

Um meine Karriere zum gefeierten Literaten voranzutreiben, habe ich mich zu einem radialen… pardon… radikalen Weg entschlossen. Denn wieschon… wiesch… wie schon die Werke von Hemingway, Bukowski und Fallala… hoppla, hihihi… Fallada zeigen: Die besten Geschichten schreibt immer noch die Leber selbst.

Unter Dichtern: „Darf ich Ihnen das lyrische Du anbieten?“

Alternative Romanenden:

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Als freischaffender Autor kann man sich seine Arbeit oft nicht aussuchen. Momentan bestreite ich meinen Lebensunterhalt mit der Realisierung obszön-ekliger Klappentexte für pornografische E-Books wie „Endstation Eros-Center“ oder „Bumsfidel im Bahnhofsklo“. Das ist zwar nicht befriedigend, aber immerhin sind mit solchen Sauereien 15 Euro die Stunde schnell zusammengeschrubbelt. Ganz ohne Schreiben.

(Fortsetzung folgt)

Sondermann stipendiert

Jedes Jahr ermöglicht der Sondermann e.V. einem Talent aus dem Bereich der zeitgenössischen Komischen Kunst einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt in Frankfurt.

Nun ist es amtlich: Die Sondermann-Stipendiatin des Jahres 2018 ist niemand geringeres als die fabelhafte Paula Irmschler. Seit Februar unterstützt sie der Verein bei ihrem Praktikum bei TITANIC (u.a. bekannt aus „Bild“).

Paula Irmschler wurde 1989 in Dresden geboren, studierte in Chemnitz Politikwissenschaft und zog 2015 nach Köln. Seither arbeitet sie nachts in einem Club als Garderobiere und schreibt tagsüber für Intro, Musikexpress, laut.de, Neues Deutschland, Titanic und Facebook.

Stammtisch-Nachlese vom 14.02.18

Der Sondermannverein e.V. freut sich über den regen Besuch des ersten Stammtischs in diesem Jahr. Etwa 20 illustre Gäste, u.a. Bernd Eilert, Pit Knorr, Andreas Platthaus, Hans Zippert, Achim Frenz und Bernd Gieseking (nicht in alphabetischer Reihenfolge) fanden sich teilweise pünktlich um 20.00 Uhr in der Gaststätte „Zur Stalburg“ ein und blieben dort (mitunter altersbedingt) bis ca. 23.30 Uhr sitzen. Augen- und Ohrenzeugen berichten von einer heiteren bis gar lustigen Atmosphäre. Zur Überraschung des Besitzers konnten alle Künstler ihre gewaltige Zeche zahlen, was nur einen Schluss zulässt: Nie ging es dem Frankfurter Kulturbetrieb besser – Sondermann e.V. sei Dank!

Daniel Sibbe: „Mein Vorbild Sondermann…“ (4)

Der 2017er Sondermann-Stipendiat Daniel Sibbe wird Vater.

MEIN VORBILD SONDERMANN… und was daraus wurde (Folge 4)

Familie und Freunde (II)

Was hat man über Hochzeiten nicht alles schon für Sachen gehört. Da erbricht sich der Bräutigam, noch meterbreit vom Vorabend, mitten in der Trauung vor des Pfarrers Füße, die sich plötzlich hintergangen fühlende Ex schreit den Standesbeamten zusammen, oder die Schwiegermutter schneewalzert ihre zwei Zentner volle Breitseite ins Büffet. Nicht so leider bei der Hochzeit meines besten Freundes. Brautpaar, Aufgebot und Gäste erschienen aufgeräumt und pünktlich in Standesamt und Kirche, niemand hatte versehentlich die Trauringe zu Hause liegenlassen, und die anschließende Feier im Gemeindehaus endete Schlag zwei mit Udo Jürgens’ „Ich war noch niemals in New York“. Ich will es meinem Freund nicht so direkt sagen, aber meiner Meinung nach ist diese Ehe jetzt schon zum Scheitern verurteilt.

Wie sehr man sich doch auf den Volksmund verlassen kann, erfuhr ich erst unlängst wieder am sprichwörtlich eigenen Leib. Als frischgebackener Vater überkam mich nach einer langen, harten Nacht ohne Schlaf das plötzliche Bedürfnis, meine Zerschlagenheit durch körperliche Arbeit abzuschütteln. Flugs hatte ich Stehleiter, Kabeltrommel und Elektroschere parat, um die auf über drei Meter hochgewucherte Hecke unseres Gartens auf Gardemaß zurechtzustutzen. Verantwortungsbewusst positionierte ich den Kinderwagen mit meinem mich neugierig betrachtenden Filius in ausreichendem Sicherheitsabstand zur Leiter. Kaum hatte ich die oberste Sprosse erklommen, das anfängliche Schwindelgefühl abgeschüttelt und den ersten schwungvollen Schnitt getätigt, passierte das Malheur. Mein Fuß verhedderte sich unglücklich in einer Schlaufe des Verlängerungskabels. Die, um mein Kind nicht in Gefahr zu bringen, noch arbeitende Heckenschere fest im Griff, versuchte ich mit Ruderbewegungen beider Arme vergeblich das Gleichgewicht zu halten und kippte in hohem Bogen kopfüber von der Leiter. Mein freier Fall wurde lediglich dadurch gebremst, dass sich das rotierende Scherenblatt im Verdeck des Kinderwagens verfing. Wieder auf wackeligen Beinen stehend, konnte ich meine im Schlafanzug herbeieilende, vor Sorge um ihre Liebsten hysterisch kreischende Freundin, welcher Teufel mich geritten habe, um fünf Uhr morgens ihr Baby umzubringen, nach kurzer Feststellung der körperlichen Unversehrtheit von Sohn und Vater mit noch schwerer Zunge direkt beruhigen. Denn wie heißt es doch so schön: Betrunkene und Kinder schützt der liebe Gott.

Bei seinen Streifzügen auf allen Vieren in die geheimnisvollsten Ecken und Winkel seines Elternhauses hat unser Sohn (neun Monate) jetzt den Friedhof der vergessenen Bücher entdeckt und zielsicher das für ihn bestimmte Buch aus dem Regal gezogen. Dem elterlicher Fürsorge geschuldeten ersten Schrecken, dass es sich dabei um „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ handelte, folgte schnell eine nüchterne Abwägung seiner Wahl. Vorteil: Das bereits angesparte Geld zur Finanzierung seines Studiums können wir nun selbst verprassen. Nachteil: David Bowie.

HEUTE: Sondermann-Stammtisch in der Gaststätte „Zur Stalburg“!

Sehr geehrte Freunde, Gönner, Mitglieder,

lernen Sie die sonderbarste Geheimgesellschaft der Welt besser kennen – bei einem geselligen Umtrunk ohne Redezwang! Grübeln Sie mit uns über verfehlte Stipendiats- und Preispolitik, erwägen Sie ernsthaft den Beitritt zum Verein – und zahlen Sie am Schluss bitte die Rechnung. Mit zahlreichen, teilweise stark ergrauten Veteranen aus dem TITANIC-Umfeld!

Heute, am Mittwoch, den 14. Februar 2018 ab 20:00h in der Gaststätte „ZUR STALBURG“, Glauburgstraße 80, 60318 Frankfurt a.M., Telefon 069 557934

Es freut sich auf Sie

Es gibt etwas auf die Ohren!

Scheint sonderbar debakulös zu werden: „The winner is… – Das Sonderpreisdebakel“ – Ein SWR-Hörspiel rund um eine völlig misslungene Preisverleihung. Von Oliver Maria Schmitt & Hans Zippert. Mit Bernd Eilert, Hans Traxler, Schmitt & Zippert und Musik von Hans Well und den Wellbappn.

Schon in wenigen Monaten in Ihrem Volksempfänger (voraussichtlich November 2018)!

Daniel Sibbe: „Mein Vorbild Sondermann…“ (3)

Beim 2017er Sondermann-Stipendiaten Daniel Sibbe zwischenmenschelt es – mehr und weniger.

MEIN VORBILD SONDERMANN… und was daraus wurde (Folge 3)

Familie und Freunde (I)

Meine Geschwister und ich verfügen über verschiedene Begabungen. Mein Bruder kann stundenlang auf einem Hochseil balancieren und dabei alle Primzahlen zwischen 1 und 1 Billion aufsagen. Meine Schwester ist in der Lage, gleichzeitig mit verschiedenen Gegenständen zu jonglieren und den Inhalt mehrerer Tausend Bücher wortgetreu zu rezitieren. Ich selbst schwinge wie schon mein Vater und Großvater am Trapez und kann auf Zuruf binnen Sekunden jeglichem Datum den richtigen Wochentag zuordnen. Die Menschen reagieren auf unsere Darbietungen mit dem mehr oder weniger rhythmischen Zusammenschlagen der Handinnenflächen, unartikuliertem Gejohle und schlimmstenfalls hinter der Bühne sogar mit Schulterklopfen. Was das bedeutet und was die Leute damit bezwecken wollen, konnte mir bisher allerdings niemand begreiflich machen. Schließlich stammen wir alle aus einer berühmten Autistenfamilie.

15 Jahre später: Einerseits ist es schon traurig, wenn Geschwister nichts mehr voneinander wissen wollen. Andererseits: Würden Sie sich noch Kontakt zu Ihrem Bruder wünschen, der Sie über Jahre hinweg mit Ihrer Ehefrau betrogen hat, während Sie sich für die Familie im Schichtdienst krumm und buckelig malocht haben? Meiner jedenfalls nicht!

Mein bester Kumpel Thorsten hingegen ist nicht nur ein ausgezeichneter Koch, er verwöhnt mit seinen Gaumenfreuden auch gerne Gäste. Einmal zauberte er anlässlich des Geburtstages seiner neuen Freundin Dagmar einen „Rouge Barbét Andalusischer Art“, was von ihr mit den bewundernden Worten gewürdigt wurde, „an“ klänge bei Essen ja immer so fein, worauf wiederum ich mich vor Lachen fast an Tipasti verschluckte.

(Fortsetzung folgt)